Bucki´s Echtdampfseite
Meine Ehrenlokführer Ausbildung bei den Museumsbahnern in Schönheide
Im Jahr 2002 konnten auf der Homepage von "Eisenbahn-Romantik" diverse Gegenstände und Unternehmungen ersteigert werden. Dieser Erlös sollte den Bahnen zugute kommen, die bei der Flutkatastrophe 2002 zu Schaden gekommen sind.
Unter anderem konnte auch eine Ehrenlokführer Ausbildung bei den Museumsbahnern in Schönheide ersteigert werden. Hier bekam ich den Zuschlag.
Nach den Zahlungsformalitäten wurde ein Termin für Ostern 2003 ausgemacht und der Ablauf besprochen. Bei meinem Hausarzt musste ich eine Bescheinigung, über meinen Gesundheitszustand besorgen, ohne diese Untersuchung darf man nicht an den "Regler".
Am ersten Tag, ging es nach dem Einschecken in der Pension, sofort in fünf Gehminuten zum Lokschuppen. Dort gab es nach einem herzlichen Empfang, erst einmal den wichtigen theoretischen Unterricht. Erteilt von einem ehemaligen "Schönheider Reichsbahner". Diverse Rangier-und Bremsprobe Signale und örtliche Besonderheiten wurden gepaukt.
Am nächsten Morgen ging man gegen 3.30 Uhr im Lokschuppen das Tagewerk langsam und gemütlich an. Bei Brötchen und Kaffee wurde gefachsimpelt und die IV-K schon mal mit etwas Holz gefüttert. Nach und nach wurden die zahlreichen Schmierstellen abgearbeitet. An diesem Morgen traf noch ein weiterer Ehrenlokführer ein. Zusammen haben wir uns dann erst einmal Lok-kundig gemacht, und den Führerstand der IV-K neugierig beäugt. Spartanisch, zweckmäßig sind die Armaturen auf der IV-K. Für mich als Minimalist und Purist genau das richtige. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, kam mir sehr entgegen.
Die IV-k kann in 4 std. angeheizt werden, doch aus Gründen der Material Schonung, dürfen es auch 6 std. sein. Nach und nach verschwand noch etwas Holz in der Feuerbüchse. Das erste Bar Druck aufzubauen ist das schwerste, danach geht es ganz gut voran, lautete die Belehrung.
Für mich war es beeindruckend, endlich mal die Atmosphäre "live" und ungefiltert zu erfahren, wenn eine Dampflok langsam aus ihrem schlaf aufwacht. Sie wird langsam warm, fängt leise an zu säuseln, knackt und knirscht ein wenig, irgendwie menschlich.
So ab drei Bar Druck, bekommt die Feuerbüchse die erste Schaufel Kohle gereicht. In mäßigen Schritten geht es bis auf 12 -13 Bar. Der maximale Kesseldruck von 15 Bar wird nicht angestrebt, um auch hier wieder das Material und die Federbelasteten Sicherheitsventile zu schonen. Die Anhängelast benötigt auch nicht den vollen Kesseldruck.
So gegen 9.45 Uhr war die IV-k dann so richtig wach, bei mir standen die Augen noch ein wenig über kreuz, die kleine schnaubte und zischte schon ganz gierig. Als die Schuppentür aufging und das Tagslicht den Schuppen erhellte, war die kleine nicht mehr aufzuhalten. Mit einem Achtungpfiff und einer angemessenen Dampfentwicklung ging es nun raus aus dem Schuppen. Erst mal Wasser fassen, dann vor den bereitstehenden Zug.
Die Reihenfolge, wer, und wann, von den Ehrenlokführern mitfahren sollte wurde ausgemacht. Ich war nach dem Mittag dran, so konnte ich noch ein paar Fotos schießen.
Am Nachmittag war es dann soweit, endlich durfte ich jetzt mit auf den Führerstand und in den Genus des Fahrens kommen. Zuerst wurde zugeschaut und die Theorie, der Streckenkundigkeit, des Vortages praxisnah wiederholt. Es wurden die Brems und Beschleunigungspunkte gelehrt und wo und wann zu Pfeifen oder zu Leuten ist. Besonders die Schilder, welche besagen, "nach eigenem Ermessen Pfeifen" gehören zu meinen Lieblings Streckenzeichen. Ich denke, ihr wisst warum :-)) Auch die Bedienung der Lok wurde vermittelt.
Kurz Zeit später. Nach erfolgter Bremsprobe durfte ich nun selbst den "Regler" bedienen. Unter den Augen von Heizer Volker und Lokführer Andreas, setzte ich die Fuhre in Fahrt. Etwas Verhalten und zaghaft, gewöhnt man sich schnell an das neue Gas- und Bremspedal. Alles funktioniert ein wenig Zeit verzögert. Die IV-k hat ein sehr gutmütiges Temperament und ist für "Frischlinge" meines Erachtens gut geeignet. Auch im Verbrauch von Kohle und Wasser ist sie sparsam. Am Ende dieses Fahrtages, so gegen 20.00 Uhr, gab es dann noch ein Feierabend Bier. Nach dem Bier kam das Sandmännchen. Als mich am Tag darauf mein Bett endlich losgelassen hatte, führte der Weg wieder zum Lokschuppen. Einige Führerstandsmitfahrten und Foto Shoutings später endete für mich das Wochenende und ich machte mich wieder gen Heimat auf. Man könnte noch ganze Seite füllen, und über das Fahren berichten, aber es gibt Dinge, die sollte man selbst erfahren.
Das Wetter wäre für jeden normal Urlauber wahrscheinlich das Grauen pur gewesen. Aber für Dampf-Fotografen und Ehrenlokführer genau richtig. Es war alles vertreten, von Sonnenschein am Vortag, bis zum Schneeregen. Die Temperaturen lagen auch so um den 0-Punkt oder kurz darüber. So gab es auch eine kleine Schleudereinlage. Kurz gesagt, es wurde alles Geboten was mein Herz begehrte. Jede Menge nette Leute, viel Dampf und viel Spaß.
Außerdem können nicht Bahn begeisterte, die schöne Landschaft, durch die sich die Bahn schlängelt, durch Wanderungen erkunden und genießen. Die Ausbildung zum Ehrenlokführer ist für einen wirklich humanen Preis zu haben und wird mit einer Urkunde abgeschlossen.
Hier an dieser Stelle, noch einmal meinen herzlichen Dank an die netten Museumsbahner in Schönheide.